Lostplaces 32

 

Die HTS, ein ›Monster auf langen Beinen‹, hat die Nutzer der Stadt zu ›Kilometerfressern‹ werden lassen. Ein Kilometerfresser ist ein Autofahrer, der mit möglichst geringstem Zeitaufwand größtmögliche Distanzen überwinden möchte. Dabei gilt, je geringer der Zeitaufwand für die zu überwindende Distanz ist, umso größer ist der Verlust der Breitendimension. Hier bezeichnet der Begriff Breitendimension eine physikalische Größe, die jede räumliche Wahrnehmung bei zunehmender Geschwindigkeit aufhebt. Dieser Kilometerfresser ist blind geworden für Stadträume, die ihn umgeben. (...)
 
Mit dem Projektthema »Verlorene Orte« im Stadtraum wurden diese Areale im Kontext der HTS nach den möglichen Potentialen jenseits der vorherrschenden Werteökonomie analysiert und dokumentiert. Die Beschäftigung mit ›dem blinden Fleck‹ innerhalb der städtischen Baulandschaft soll dabei zu einer ortsspezifischen und interdisziplinären Performance aus Licht und Klang führen.
In den ersten Annäherungen an den Ort sind die Studierenden von unterschiedlichsten Stimmungen und Eindrücken begleitet worden. Die räumlich akustische und optische Rezeption differenziert die kontextuellen Erfahrungen, die für die künstlerische, architektonische Arbeit von Bedeutung ist. Ebenso wurden die extrem unterschiedlichen Nutzungen unterhalb und oberhalb der Hochstraße thematisiert – Geschwindigkeit und Stillstand.
 
Die Studierenden des Departments Architektur haben sich diesem schwierigen und komplexen Thema selbstverständlich auf andere Weise genähert, als es Musiker können und müssen. Andere Arbeitsfelder implizieren andere Vorgehensweisen, sodass der Blick auf raumspezifische Besonderheiten in der Analyse und deren Auswertung im Einzelnen zu Schlussfolgerungen führen, die sich zwar klar von den Betrachtungen der Musiker unterscheiden, diesen aber gleichzeitig auch zur Seite stehen.
 

Auszug aus: »Verlorene Orte im Stadtraum« von Ulrich Exner. 
In: M. Herchenröder & U. Exner (Hg.) (2018), Verlorene Orte | lost places. 
Universitätsverlag Siegen – universi.